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venerdì 24 dicembre 2021

MACCOBY IN THE «BERLINER ZEITUNG»

von Peter Gorenflos


BILINGUE: DEUTSCH - ENGLISH


Der Jude Jesus und die Wurzeln des christlichen Antisemitismus

  

Eine Historikerschule befasst sich mit dem Judentum Jesu - und mit Paulus als eigentlichem „Erfinder“ des Christentums. Mit ihm begann auch der christliche Judenhass.

 

Sollte man in einer säkularen Zeitung, einem säkularen Land, ein religiöses Thema besprechen? Nun, die Bundesrepublik ist weniger säkular, als sie vorgibt, die Verquickung von Staat und Kirche ist viel enger, als z.B. in Frankreich oder den USA. Auch das Reichskonkordat von 1933 lebt im Grundgesetz verklausuliert in Artikel 123.2 fort, der Staat bezahlt die Gehälter von Religionslehrern und Bischöfen, zieht die Kirchensteuer ein - seit 1934 per Nazierlass als Quellensteuer – und zahlt groteske Entschädigungen wegen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803, alles in allem viele Milliarden Euro jedes Jahr aus allgemeinen Steuermitteln. Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Grund, Religion, gerade aus einer säkularen Position, zu thematisieren. Der Antisemitismus, den viele nach den Schrecken des Holocaust und Hitlers Kriegsniederlage für überwunden hielten, flammt weltweit wieder auf. Weltweit? Nicht wirklich, denn man findet ihn in Hindu-Indien, China oder Japan kaum. Antisemitismus tritt insbesondere in Gesellschaften mit christlichem oder muslimischem Hintergrund auf.

Der Versuch, dem jüdisch-christlichen Konflikt wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, beginnt im Mittelalter durch jüdische Gelehrte, wird im 18. Jahrhundert durch englische und deutsche Deïsten fortgesetzt und erlebt im 19. Jahrhundert seine Weiterentwicklung. Die grundlegende Erkenntnis war, dass Jesus und seine frühesten Anhänger höchst jüdische Persönlichkeiten waren, dass Jesus kein Christ gewesen sein konnte. Es war das Verdienst der „Tübinger Schule“ einen Bruch zwischen der „Urkirche“ und der christlich-paulinischen Kirche aufgedeckt zu haben, der durch die Evangelien verschleiert werden sollte. Als Reaktion darauf entwickelte Rudolf Bultmann im 20. Jahrhundert die „Formkritik“, die den historischen Jesus für unbedeutend hielt und stattdessen einen mythischen Jesus als Grundlage für die christliche Religion deklarierte. So konnte man den tektonischen Riss zwischen einem christlichen und einem jüdischen Jesus zuschütten. Eine andere Historikerschule, genannt „die Sicht auf den Juden Jesus“, nutzte diese Entwicklung zu einer neuen, unbefangenen, historischen Betrachtung und wendete als „Faktencheck“ die Tendenzmethode an. Mit ihr und ihrem prominenten Vertreter, Hyam Maccoby, befasst sich dieser Artikel. Hier werden innere Widersprüche im Text aufgespürt, die der Absicht des Erzählers widersprechen. Die Isolation solcher Textstellen verweist auf eine ältere Schicht, denn sie können ja nach erfolgter Verfestigung einer bestimmten Tendenz nicht mehr neu hinzugekommen sein.

 

Die Pharisäer z.B., die Autoritäten und geistigen Anführer der Bevölkerung Judäas, werden im Neuen Testament verächtlich gemacht, als Heuchler dargestellt, mit denen Jesus angeblich in Konflikt geraten sei. Andererseits kokettiert Paulus förmlich damit, ein Pharisäer gewesen zu sein, um sich beim Missionieren Autorität zu verschaffen. Jesus lässt sich von seinen Brüdern beraten, obwohl er doch mit seiner Familie gebrochen haben soll. In der Barabbas-Episode fordern die Juden die Kreuzigung Jesu. Weshalb wurde er dann kurz vorher von der Jerusalemer Bevölkerung frenetisch bejubelt? Weshalb gibt es in den Paulusbriefen – vor dem jüdischen Krieg geschrieben - noch keinen Verräter Judas Ischariot, der in den Evangelien - danach geschrieben - eine so prominente Rolle einnimmt? Weshalb treten die Römer im Neuen Testament kaum auf, obwohl sie doch, historisch unbestritten, Judäa unter grausamer Besatzung hielten? Das ist so, als würde man bei einer Geschichte des besetzten Frankreichs die deutsche Besatzungsmacht vergessen. Durch die Rückverfolgung dieser Widersprüche rekonstruiert Maccoby die historischen Ereignisse, soweit es die Quellenlage zulässt. Jesus war selbst Pharisäer und stand nicht in Opposition zum Judentum. Seine Forderungen nach Nächstenliebe war genuines Gedankengut der Pharisäer. Jesus war kein Reformator seiner Religion, sondern ihr toratreuer Anhänger. Er hatte einen messianischen Anspruch, wollte die Unabhängigkeit und eine jüdische Monarchie. Dabei geriet er in Konflikt mit den römischen Besatzern und deren lokalen Kollaborateuren, den Sadduzäern und dem Hohepriester, eine Art Polizeichef in römischen Diensten. Für die Römer war der Ruf nach jüdischer Unabhängigkeit Hochverrat und wurde mit der Kreuzigung bestraft. 

Der eigentliche „Erfinder“ des Christentums war Paulus, der Jesus nie persönlich kennenlernte. Seine Begegnung mit ihm beruhte auf einer Vision auf dem Weg nach Damaskus. Maccoby weist nach, dass Paulus kein Pharisäer sein konnte. Er war ein Abenteurer aus dem griechischen Tarsus, der nur oberflächlich mit dem Judentum vertraut war. Zunächst suchte er vergeblich den Anschluss an die von ihm bewunderten jüdischen Autoritäten, wurde dann aber - wohl enttäuscht von der Zurückweisung - Polizeispitzel des Hohepriesters, in dessen Auftrag er die Anhänger Jesu, die Nazarener, verfolgte, die auch nach seiner Kreuzigung für ihre Bewegung missionierten. Sie hofften auf seine Auferstehung von den Toten durch ein göttliches Wunder, wie bei Lazarus. Das Bild eines gekreuzigten und wiederauferstehenden Jesus begann Paulus an die Mysterien-Götter seiner Kindheit zu erinnern, die symbolisch zu Opferzwecken getötet wurden, um dann wieder aufzuerstehen und Erlösung und ewiges Leben zu bringen. Im Kopfe dieser innerlich zerrissenen Person fusionierten diese Mysterienkulte mit dem historischen Ereignis der Kreuzigung. Eine Opferung - v.a. die eines imaginären Gottes - löst bei den Gläubigen Schuldgefühle aus, die auf einen Sündenbock übertragen werden, eine Rolle, die im Laufe der Entwicklung des Christentums den Juden aufoktroyiert wurde. Die Jesusvision auf dem Weg nach Damaskus war das Schlüsselerlebnis bei der Gründung einer neuen Religion, in der Jesus in einen hellenistischen Mysterien-Gott verwandelt wurde, der die Tora – das Gesetz – überflüssig machen sollte. Nach Damaskus suchte Paulus Anschluss an die Jesusanhänger, stieß zunächst auf Akzeptanz und erhielt die Berechtigung zur Heidenmission. Nachdem aber klar wurde, dass er ein völlig neues religiöses Konzept verfolgte, kam es zum Bruch zwischen ihm und der Jerusalemer „Kirche“. 

Durch den Jüdischen Krieg erlitten die Juden eine katastrophale Niederlage, die im Laufe der folgenden Jahrzehnte auch zur Auflösung der jüdischen Jesusbewegung führte. Aber die paulinische Jesusbewegung – das Christentum – mit dem neuen Konzept eines vergöttlichten Jesus und dem neuen Zentrum in Rom triumphierte, sah in der jüdischen Niederlage eine Bestrafung derer, die Jesus nicht als Gründer einer neuen Religion, eines „Neuen Bundes“, akzeptieren wollten. Erst nach der Zerstörung des Tempels (70 n.u.Z) wurden die Evangelien geschrieben, die dem christlichen Antisemitismus, der bei Paulus beginnt, eine neue Dimension verleihen und „die Juden“ direkt für Jesu‘ Tod verantwortlich machen. Durch die Schriften der Kirchenväter der Spätantike, wie der heilige Origenes, Augustinus („Contra Judaeos“) und Chrysostomos, dessen antijüdische Hetztiraden nur noch von denen Hitlers übertroffen wurden, wurde das zunehmend christianisierte Europa weiter indoktriniert. Was lange Zeit religiöse Phantasie der Christen war – der Mythos vom jüdischen Übel - wurde durch die zunehmende Macht der Kirche ab dem 11. Jahrhundert soziale Realität. Der jüdische Alptraum, der nun unter christlicher Herrschaft begann, beinhaltete ihren Ausschluss aus den Gilden und das Verbot, angesehene Berufe auszuüben. Sie hatten aber die Erlaubnis zum verpönten Geldverleih gegen Zinsen, was ihnen den Ruf von Wucherern einbrachte und den Judas-Mythos vom geldgierigen Verräter Christi anfeuerte. In England begann eine andere Form des Alptraumes, die Blutbeschuldigung. Der erste Fall war der Wilhelms von Norwich im Jahr 1144. Man behauptete, Juden hätte vor dem Osterfest ein Christenkind gekauft, gefoltert und am Karfreitag aus Hass gegen Jesus Christus gekreuzigt. Der Fall hatte vor Gericht keinen Bestand, aber die Geschichte breitete sich epidemisch aus. „Geständnisse“ wurden unter Folter erpresst, jüdische Bürger wurden hingerichtet und ganze Gemeinden ausgelöscht. Diese angeblichen Ritualmorde wurden Juden durch das gesamte Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert vorgeworfen und haben wesentlich zu ihrer Dämonisierung beigetragen. 

Es war der Niedergang des Christentums, der die Juden aus ihrer mittelalterlichen Unterdrückung herausführte. Die Französische Revolution brachte 1791 den Durchbruch, dem andere europäische Länder folgten. Die kirchliche Hierarchie übte starken Gegendruck aus und wollte den Status der jüdischen Bevölkerung als „verfluchte Nation“ mit allen Mitteln aufrechterhalten. Eine neue tolerante, aber herablassende Haltung den Juden gegenüber kippte sehr schnell in Missgunst, als sie durch ihren schnellen Erfolg alle üblen Vorhersagen widerlegten. Missgunst und Neid standen am Anfang des modernen Antisemitismus. Die neue Debatte drehte sich um Assimilierbarkeit und aus den Christusmördern des Mittelalters wurden „die Fremden“ schlechthin. Für die einen wurden sie zum Urheber des Kapitalismus, wobei das Bild vom mittelalterlichen Wucherer und der Judas-Mythos wiederauflebte. Für die anderen waren sie die Speerspitze von Verschwörung und Revolution. Die pseudowissenschaftliche Rassentheorie, die in Deutschland entstand, löste den christlichen Mythos von den jüdischen Gottesmördern nur pro forma ab. Alfred Dreyfus war wohl das prominenteste Opfer antisemitischer Verleumdungen jener Zeit. In Deutschland wurde nach der Kriegsniederlage im Ersten Weltkrieg, dem Versailler Vertrag, der Wirtschaftskrise und der Inflation wieder einmal ein Sündenbock gesucht. Viele gesellschaftliche Gruppierungen setzten auf die antisemitische Karte, aber keiner tat es so kompromisslos wie Hitler. Weshalb aber war eine kultivierte Nation so anfällig für das politische Programm eines Psychopathen? Es war die Welt des Mittelalters, die das Reservoir an Judenhass und -verachtung lieferte, welches es den Nazis ermöglichte, ihre Vernichtungsstrategie umzusetzen. Hitler konnte bei seiner antisemitischen Politik auf sämtliche Stereotype des Mittelalters zurückgreifen. Selbst sein Konzept der Endlösung und die Terminologie des Tausendjährigen Reichs hatten einen christlichen Vorläufer mit der religiösen Vorstellung der Endzeit und des Antichristen, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des christlichen Denkens zieht. Die Phantasien einer jüdischen Weltverschwörung gingen auf die mittelalterliche Legende der Blutbeschuldigungen zurück, die unterstellte, dass Juden geheime Versammlungen auf internationaler Ebene abhielten, auf denen sie beschlössen, wo und wann das nächste Kindesopfer stattfinden solle. Das Bild vom mittelalterlichen Wucherer und dem habgierigen Verräter Judas lebte ebenfalls in den Hasstiraden und Karikaturen der Nazis weiter. Hyam Maccoby, als prominentester Vertreter der Historikerschule „Sicht auf den Juden Jesus“ belegt die Kontinuität zwischen dem mittelalterlichen religiösen und dem modernen „rassistischen“ Antisemitismus. 

In Anbetracht all dessen stellt sich die Frage, ob die im Grundgesetz vorgesehene weltanschauliche Neutralitätspflicht des Staates - eine klare Trennung von Staat und Kirche - nicht endlich umgesetzt werden sollte. Dabei könnte u.a. der staatliche Religionsunterricht durch eine vergleichende Religionskunde abgelöst werden, mit der Konsequenz, dass irrationale und schädliche Dogmen und Mythen, die Wurzeln des Antisemitismus, neutralisiert würden.



ENGLISH

MACCOBY IN THE «BERLINER ZEITUNG»

The Jew Jesus and the roots of Christian anti-Semitism

 

A historian's school deals with the Judaism of Jesus - and with Paul as the real “inventor” of Christianity. With him the Christian hatred of Jews began.

 

by Peter Gorenflos, Berlin, December 2021; article for the Berliner Zeitung

 

Should a religious topic be discussed in a secular newspaper, in a secular country? Well, the Federal Republic is less secular than it pretends, the amalgamation of state and church is much closer than, for example, in France or the USA. The Reich Concordat of 1933 also lives on in Article 123.2 of the Basic Law, the state pays the salaries of religious teachers and bishops, collects church tax - since 1934 due to a Nazi decree by way of withholding tax - and pays grotesque compensation for the Reichsdeputationshauptschluss (Principal Decree of Imperial Deputation) of 1803, all in all a lot Billions of euros every year from general tax revenues. But there is another important reason to address religion, especially from a secular position. Anti-Semitism, which many believed to have been overcome after the horrors of the Holocaust and Hitler's defeat in the war, is flaring up again around the world. Worldwide? Not really, because you can hardly find it in Hindu India, China or Japan. Anti-Semitism occurs particularly in societies with a Christian or Muslim background.

The attempt to get to the bottom of the Judeo-Christian conflict scientifically began in the Middle Ages by Jewish scholars, was continued in the 18th century by English and German deists and was further developed in the 19th century. The basic realization was that Jesus and his earliest followers were highly Jewish personalities, that Jesus could not have been a Christian. It was to the merit of the "Tübingen School" to have uncovered a break between the "early church" and the Christian-Pauline church, which was supposed to be veiled by the Gospels. In response to this, Rudolf Bultmann developed the “criticism of form” in the 20th century, which considered the historical Jesus to be insignificant and instead declared a mythical Jesus as the basis for the Christian religion. In this way one could fill the tectonic rift between a Christian and a Jewish Jesus. Another school of historians, called “the view on the Jew Jesus”, used this development for a new, unbiased, historical view and applied the tendency method as a kind of “fact check”. This article deals with it and its prominent representative, Hyam Maccoby. Here, internal contradictions in the text are tracked down that collide with the narrator's intention. The isolation of such text passages refers to an older layer, because after a certain tendency has solidified, they cannot have been added again. 

The Pharisees, for example, the authorities and spiritual leaders of the people of Judea, are made contemptuous in the New Testament, portrayed as hypocrites with whom Jesus allegedly came into conflict. On the other hand, Paul literally flirted with having been a Pharisee in order to gain authority in proselytizing. Jesus takes advice from his brothers, even though he is said to have broken with his family. In the Barabbas episode, the Jews demand the crucifixion of Jesus. Then why was he frenetically cheered by the Jerusalem people shortly beforehand? Why is there still no traitor Judas Iscariot in the letters of Paul - written before the Jewish war - who plays such a prominent role in the Gospels - written after the war? Why do the Romans hardly appear in the New Testament even though, historically undisputed, they kept Judea under cruel occupation? It's like forgetting about the German occupying power in a story of occupied France. By tracing these contradictions, Maccoby reconstructs the historical events as far as the historical sources allow. Jesus was a Pharisee himself and was not in opposition to Judaism. His demands for charity were genuine Pharisees. Jesus was not a reformer of his religion, but its Torah-loyal follower. He had a messianic claim, wanted independence and a Jewish monarchy. He came into conflict with the Roman occupiers and their local collaborators, the Sadducees and the high priest, a kind of police chief in the Roman service. For the Romans, the call for Jewish independence was treason and punished with crucifixion.

The real "inventor" of Christianity was Paul, who never got to know Jesus personally. His encounter with him was based on a vision on the way to Damascus. Maccoby proves that Paul could not have been a Pharisee. He was an adventurer from the Greek Tarsus who was only superficially familiar with Judaism. Initially he tried in vain to connect with the Jewish authorities he admired, but then, disappointed of the rejection, became a police spy of the high priest, on whose behalf he persecuted the followers of Jesus, the Nazarenes, who were still proselytising for their movement after his crucifixion. They hoped for his resurrection from the dead by a divine miracle, as with Lazarus. The image of a crucified and resurrected Jesus began to remind Paul of the mystery gods of his childhood, who were symbolically killed for sacrifice purposes and then resurrected to bring redemption and eternal life. In the mind of this internally torn person, these mystery cults fused with the historical event of Jesus’ crucifixion. A sacrifice - especially that of an imaginary god - triggers feelings of guilt in believers, which are transferred to a scapegoat, a role that was imposed on Jews in the course of the development of Christianity. The vision of Jesus on the way to Damascus was the key experience in founding a new religion in which Jesus was transformed into a Hellenistic Mystery God. After Damascus, Paul sought connection to the followers of Jesus, initially met with acceptance and received the right to mission to the Gentiles. But after it became clear that he was pursuing a completely new religious concept of a divine Jesus, who would make the Torah superfluous, it came to a break between him and the Jerusalem "Church".

As a result of the Jewish War, the Jews suffered a catastrophic defeat, which in the course of the following decades also led to the dissolution of the Jewish Jesus movement. But the Pauline Jesus movement - Christianity - triumphed with the new concept of a deified Jesus and the new center in Rome, saw the Jewish defeat as a punishment for those who did not want to accept Jesus as the founder of a new religion, a “new covenant”. It was only after the destruction of the temple (70 CE) that the Gospels were written, which give Christian anti-Semitism, beginning with Paul, a new dimension and make "the Jews" directly responsible for Jesus' death. The increasingly Christianized Europe was further indoctrinated through the writings of the Church Fathers of late antiquity, such as St. Origen, Augustine ("Contra Judaeos") and Chrysostom, whose anti-Jewish hate speech was only surpassed by Hitler's. What had long been the religious fantasy of Christians - the myth of the Jewish evil - became a social reality from the 11th century onwards due to the increasing power of the church. The Jewish nightmare that began under Christian rule included their exclusion from the guilds and the prohibition on exercising prestigious professions. But they were allowed to lend money against interest, which was frowned upon, earned them the reputation of usurers and fueled the Judas myth of Christ's greedy traitor. Another form of nightmare began in England, the blood accusation. The first case was the William of Norwich in 1144. It was alleged that Jews bought a Christian child before Easter, tortured it and crucified it on Good Friday out of hatred of Jesus Christ. The case failed in court, but the story spread epidemically. "Confessions" were extracted under torture, Jewish citizens were executed and entire communities were wiped out. These alleged ritual murders were accused of Jews through the entire Middle Ages into the 20th century and contributed significantly to their demonization.

It was the decline of Christianity that led the Jews out of their medieval oppression. The French Revolution brought about the breakthrough in 1791, which was followed by other European countries. The church hierarchy exerted strong counter-pressure and wanted to maintain the status of the Jewish population as a “cursed nation” by all means. A new, tolerant but condescending attitude towards the Jews quickly turned into displeasure when their quick success refuted all bad predictions. Resentment and envy were at the beginning of modern anti-Semitism. The new debate revolved around assimilability and the Christ killers of the Middle Ages became “the strangers” per se. For some, they became the originators of capitalism, with the image of the medieval usurer and the Judas myth being revived. For others, they spearheaded conspiracy and revolution. The pseudoscientific race theory that arose in Germany only replaced the Christian myth of the Jewish murderers on a pro forma basis. Alfred Dreyfus was probably the most prominent victim of anti-Semitic slander of that time. In Germany, after the defeat in World War I, the Versailles Treaty, the economic crisis and inflation, a scapegoat was once again sought. Many social groups backed the anti-Semitic card, but none did it as uncompromisingly as Hitler. But why was a cultured nation so vulnerable to a psychopath's political program? It was the world of the Middle Ages that provided the reservoir of hatred and contempt for Jews that enabled the Nazis to implement their strategy of extermination. In his anti-Semitic policies, Hitler could fall back on all the stereotypes of the Middle Ages. Even his concept of the final solution and the terminology of the millennial empire had a Christian forerunner with the religious conception of the end times and the antichrist that runs like a common thread through the history of Christian thought. The fantasies of a Jewish world conspiracy went back to the medieval legend of the blood accusation, which implied that Jews held secret meetings at international level to decide where and when the next child sacrifice should take place. The image of the medieval usurer and the greedy traitor Judas also lived on in the hateful tirades and caricatures of the Nazis. Hyam Maccoby, as the most prominent representative of the historians' school “View on the Jew Jesus” proves the continuity between medieval religious and modern “racist” anti-Semitism.

In view of all this, the question arises whether the state's constitutional neutrality obligation - a clear separation of state and church - should not finally be implemented. State religious instruction could be replaced by comparative religious studies, with the consequence that irrational and harmful dogmas and myths, the roots of anti-Semitism, would be neutralized.



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